Was macht eine intelligente Organisation aus?
Ich bin beruflich oft mit der Organisation und dem Aufbau selbstorganisierter Teams konfrontiert. Mich beschäftigen dabei Fragen wie: Was bedeutet Agilität? Wie sieht Empowerment aus? Wie kann man eine Organisation aufbauen, die selbstlernend ist? All das im Sinne der Definition von New Work und allem was damit zusammen hängt.
Aus dem Grund habe ich mir verschiedene Veröffentlichungen zu dem Thema herausgesucht – eine ist „Die intelligente Organisation“ von Mark Lambertz. Warum ich mich vom Cover habe ansprechen lassen, der Inhalt mich aber nicht überzeugt hat, erfahrt ihr in dieser Buchrezension.
Buchdetails
Titel | Die intelligente Organisation |
Untertitel | Das Playbook für organisatorische Komplexität |
ISBN | 3869804092 |
Verlag | BusinessVillage |
Veröffentlichung | 2018 |
Umfang | 286 Seiten |
Sprache | Deutsch |
Shoplink | Link |
Welches Thema und Problem adressiert das Buch „Die intelligente Organisation“?
Das Stichwort ist: Komplexität. Die Umwelt und die Märkte, in denen sich Unternehmen bewegen, werden immer komplexer. Aber auch Unternehmen selbst, werden immer schwieriger zu managen, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben. Mark Lambertz versucht eine Lösung aufzuzeigen, wie Unternehmen diesem Umstand begegnen können.
Um seinen Ideen und Vorschlägen einen Rahmen zu geben, bedient er sich dem sog. Viable System (VSM) – oder auf Deutsch „das Modell lebensfähiger Systeme„. Dieses Modell wurde erstmals 1959 von Stafford Beer formuliert. Im Kern gehört es zur Systemtheorie: Komplexe Systeme werden auf kleine (leicht verständlichere) heruntergebrochen, die sich alle gegenseitig beeinflussen.
Ich möchte an der Stelle nicht zu sehr auf die Theorie eingehen, aber es hat mich sehr an die Systemtheorie von Niklas Luhmann aus meinem Studium erinnert. Ich fand es damals schon sehr theoretisch und nur bedingt für den Praxisalltag geeignet.
Die Grundgedanken hinter dem VSM sind gut und treffen den Kern grundsätzlicher Elemente aus dem Bereich New Work:
- Balance von Selbstorganisation und Zentralität finden
- Sinn und Zweck der Organisation erkennen und erfüllen
- Problemlösungskompetenz der Menschen und Teams entwickeln
- Kollaborative Zielfindungsprozesse etablieren
- uvm.
All das sind gute und richtige Gedanken, die mit dem VSM System etabliert werden sollen und die mit den klassischen starren hierarchischen Strukturen nicht umgesetzt werden können. Dieses Problem möchte Mark Lambertz adressieren.
Für wen ist das Buch „Die intelligente Organisation“ geeignet?
Ich würde das Buch nur jemanden empfehlen, der Spaß und Interesse an Systemtheorie hat. Ich halt es allerdings absolut ungeeignet für die Praxis. Dies möchte ich anhand des grafischen Modells zeigen:
Mark Lambertz gibt sich wirklich Mühe, die Komplexität des Modells herunterzubrechen und zeigt im Buch immer nur einen Teil nach dem anderen. Er bedient sich dazu in einem ganzen Kapitel der Analogie einer Fußballnationalmannschaft. Dennoch habe ich mich immer wieder dabei überrascht darüber nachzudenken, wer das Ganze eigentlich in Unternehmen (die ich kennen) umsetzen sollte?! Darauf habe ich ehrlich gesagt keine Antwort finden können.
Meine persönliche Meinung
Ich konnte für mich mitnehmen, dass es wichtig ist sich über die verschiedenen Zusammenhänge und Abhängigkeiten im Unternehmen Gedanken zu machen (Bsp. Vernetztes Denken). Wenn ich eine Sache ändere, beeinflusst es ein anderes Element im Unternehmen. Ich teile auch die großen Ziele, die man in intelligenten Organisationen verfolgt,
Das große Manko des Buches „Die intelligente Organisation“ ist, dass die Lösung zur Reduzierung von Komplexität im Unternehmen, selbst viel zu komplex ist. Wenn das Big Picture so umfangreich ist, dass man es nur mit einer Erklärung verstehen kann, halte ich es für den Einsatz in Unternehmen ungeeignet. Selbst die (durchaus guten) Hilfsmittel im Buch, wie z.B. die Kommunikationslisten zum Aufsetzen von Unternehmen, konnten mich nicht vom Modell überzeugen.
Weiterhin habe ich (zumindest in meiner Auflage von 2018) die Auseinandersetzung mit anderen Modellen am Markt vermisst, wie z.B. SAFe, Holocracy. Unternehmen werden im Unternehmensalltag bekanntlich von verschiedenen Beratern auf unterschiedliche Modelle angesprochen. Es könnte also mMn hilfreich sein, diesen Kontext herzustellen.
Aufgrund der genannten Punkte wie zu große Komplexität, fehlender Kontext und der mMn zu geringen Einfachheit im Hinblick der praxisnahen Umsetzung, kann ich das Buch „Die intelligente Organisation“ also leider nicht empfehlen.