Wie gründe ich eigentlich erfolgreich ein Start-Up?
Mit dieser Frage bin ich aufgrund des Titels ins Buch „So läuft Start-Up“ von Florian Gschwandtner eingestiegen und hatte gehofft, darauf eine Antwort zu bekommen. Auf seiner persönlichen Website teilt Florian mit, was bzw. wen er mit dem Buch erreichen möchte:
„Dieses Buch ist (hoffentlich) der perfekte Begleiter für jene Menschen, die mehr erreichen möchten und ich hoffe, dass ich da und dort Tipps geben kann, welche mir auf meinem Weg geholfen haben. „So läuft Start-up“ ist ein Mix aus Biographie und meinen Lessons-learned aus 10 Jahren Unternehmertum, Start-ups und Leadership. Um noch etwas mehr Expertise in das Buch zu bringen, gibt es verschiedene Gastbeiträge von interessanten Menschen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte und von denen ich mir einiges mitnehmen konnte.“
Florian.DO/buch, „Für wen ist dieses Buch?“
Leider habe ich auf nicht alles eine Antwort bekommen können und bin auch mit eher gemischten Gefühlen am Ende angekommen. Warum ich das Buch daher als eher schwächer sehe, im Vergleich zu meinen anderen Rezensionen, erfahrt ihr hier.
Buchdetails
Titel | So läuft Start-Up |
Untertitel | Mein Leben, meine Erfolgsgeheimnisse |
ISBN | 3711001777 |
Verlag | Ecowin |
Veröffentlichung | 18.10.2018 |
Umfang | 240 Seiten |
Sprache | Deutsch |
Shoplink | Link |
Welches Thema und Problem adressiert das Buch „So läuft Start-Up“?
Ein ganz konkretes Problem, das das Buch adressiert, gibt es leider nicht. Wie Florian in der Einleitung bereits erwähnt, ist es zum Teil eine Biografie von ihm, gemischt mit Lessons-Learned und einigen Interviews, die er mit Freunden, ehemaligen Kollegen und Geschäftskontakten geführt hat. Es ist allerdings vor allem eins: ein Loblied über ihn selbst. Wir erfahren mehr darüber, dass er durch sein Können, seinen Fleiß und sein Engagement Probleme gelöst hat, als das eigentliche „wie“ und „was“.
Ich stand jeden Tag um fünf Uhr früh auf, nach der Schule lernte ich bis Mitternacht. Kaum einer schafft die Fachschule Hagenberg, ohne sich mächtig ins Zeug zu legen, dennoch glaube ich, dass zu meiner Zeit dort niemand so viel gelernt hat wie ich
So läuft Start-up, Pos. 609
Wir Menschen lernen vor allem durch Fehler! Zuallererst die eigenen, aber die Fehler anderer helfen uns, uns selbst und unser Tun zu reflektieren. Leider erfahren wir in „So läuft Start-Up“ nur sehr wenig über Fehler und was für Konsequenzen sie hatten. Umso mehr aber darüber, wie stark der Wille von Florian ist. Das ist mal OK, schließlich geht es auch um ihn, aber in der Summe habe ich es irgendwann als „too much“ empfunden.
Für wen ist das Buch „So läuft Start-Up“ geeignet?
Tjia, für wen ist das Buch am ehesten geeignet? Ich hatte das Gefühl, dass es vor allem für Florian selbst gut war, seine Gedanken und Emotionen aufzuschreiben. Ich habe ihm abgenommen, dass er sehr selbstreflektiert ist und sich viele Gedanken macht. Ich nehme ihm seinen bedingungslosen Ehrgeiz ab und schätze es, schließlich gibt ihm sein Erfolg recht. Das Buch „So läuft Start-Up“ war also wichtig für ihn, um die Erlebnisse zu verarbeiten.
Aus der Außenperspektive würde ich sagen, ist das Buch für alle geeignet, die wirklich an der Person Florian Gschwandtner interessiert sind und weniger an konkreten Tipps zum Aufbau des eigenen Unternehmens. Zumindest füllen diese nicht den Großteil des Buches.
Meine persönliche Meinung
Wir alle kennen noch die Schulkollegen` von früher, die nach einer Klausur immer gesagt haben, wie schwer es war, aber doch immer diejenigen mit der Einser als Note waren. Man war irgendwann müde und hat sich klein gefühlt – genauso wie ich während dem Lesen. Ich würde wirklich gerne einmal mit Florian essen gehen und quatschen, da ich glaube wir hätten einen guten Draht. Von seinem Buch habe ich allerdings mehr erwartet, als die vielen Lobe von sich selbst, aber auch von anderen über ihn.
„Ich selbst hatte nie die besten Noten und war lange geplagt von Selbstzweifeln.“
So läuft Start-up, Pos. 1049
Es sind Sätze wie dieser, die Florian nicht authentisch rüberkommen lassen, wenn in den Interviews als Standardfrage dann aufkommt, was der Interviewte von Florian gelernt hat und was er „an ihm toll findet“. Es sind beinahe rhetorische Fragen, die nichts Kritisches aufkommen lassen:
„Ich kenne keinen Menschen, der auch nur annähernd so dedicated ist wie Florian.“
So läuft Start-up, Pos. 1431
Müsste ich das Buch frei aufteilen, würde ich es in drei Blöcke unterteilen: Im ersten Block geht es nur um Florian, seine Zeit im Studium und wie gut er ist. Im Zweiten geht es um Runtastic. Im dritten Block geht es (wieder) um Florian privat und seine Vorlieben. Die Sternstunde hat das Buch definitiv im zweiten Block, der im letzten Drittel anfängt: Es war wirklich spannend aus erster Hand zu erfahren, wie der Verkauf des Start-ups war. Das habe ich so bisher nirgends in der Tiefe gelesen.
„A deal is just a deal, when the black is on the white and the green is on the bank.“
so läuft start-up, pos. 1969
Ebenso extrem wertvoll, fand ich die Leadership-Prinzipien, die Florian sehr anschaulich und praxisnah aufführt und erklärt:
- Playing to win vs. playing to lose
- Mitarbeitermotivation: Lob, gemeinsam verbrachte Zeit, Geschenke und Zärtlichkeit (Vertrauen im geschäftlichen Kontext)
- Entscheidungen treffen: Disagree and commit
- Start with why
- Go for the difficult conversations
- Feedback geben und nehmen lernen
- Zwischenmenschlichen Kontext verstehen
- Komplexität reduzieren
- Keynotes, Kommunikation, Präsentation
Zusammengefasst hätte das Buch meiner Meinung nach, wie gesagt, mehr von Runtastic und der Materie des Geschäftsaufbaus vertragen können, als von bzw. über Florian selbst. Es sei denn es wäre eine reine Biografie gewesen. Ebenso hätten die Interviews mehr „Fleisch am Knochen“ haben können: Statt Fragen über den Lieblingsurlaubsort, hätten vor allem die Interviewpartner noch mehr eigene Expertise aus dem Business einbringen können/dürfen. Ich glaube, Florian hat das Buch vor allem für sich selbst gebraucht. Für mich war einfach zu viel Lob über Florian (von sich selbst und von anderen über ihn) auch wenn ich gerne Bücher über erfolgreiche Personen lese. Ich denke die Kombination aus „alles war hart, aber Florian war härter“ über die gesamte Länge des Buches, hat es für mich eher schwach zum Lesen gemacht. Hier unterscheide ich mich klar, von den Rezensionen auf Amazon.
Ich wünsche Florian auf jeden Fall alles Gute bei seinem neuen Start-up Leaders21 und würde mich freuen, einmal über seine Gedanken und Visionen der Zukunft auszutauschen. Für alle, die mehr darüber erfahren möchten, hört doch mal in seinen Leadership-Podcast rein.
Benedikt
Hi Jan, danke für die Rezension. Ich hatte ein ähnliches Gefühl beim Lesen ganz nach dem Motto „etwas too much“. Aber es waren auch einige interessante Insights aus dem Runtatstic Business drinnen. VG